In den Gassen

Eine Kurzgeschichte

 

 

Durch die Gassen. Eiligen Schrittes ging er voran, an seinem Gürtel baumelte die leere Münzkatze, während er in seinen Händen die dafür gekauften Gegenstände hielt. Es wurde schon bald dunkel, weswegen er beschloss, seinen Schritt zu beschleunigen.
Eine Aura. Dunkel wie die Nacht.
Hatte er sich das eingebildet? Unbeirrt ging er weiter, die Dunkelheit spürte er auf sich ruhen. Er umschloss die Gegenstände, Kräuter für die Mutter, fester in den Händen. Aus dem Schatten der nächsten Gasse trat eine Gestalt. Klein. Zierlicher als er, in einen schwarzen Umhang gehüllt. Barfuß. Still schauten sie sich an. Die Dunkelheit um die unbekannte Person bewegte sich, die Schatten tanzten wie Fangarme eines Ungetüms herum.
Ein Zucken wanderte durch die schmale Gasse. So schnell konnte er nicht sehen, wie die Schatten wie spitze Pflöcke auf ihn zu schossen. Reflexartig machte er einen Schritt nach vorne, zwischen den Kräutern - Salbei, Brennnessel und Schafgarbe - schnellte ein Pfeil hervor, die Spitze berührte knapp die Kehle der fremden Gestalt.
Er hielt die Waffe fest in der Hand. "Das Blut der Wahnsinnigen strömt durch meine Adern."
Stille. Alles, was er hören konnte, war sein eigenes Herz, das das Blut durch seine Adern jagte. Rauschen.
Die dunkle Person rührte sich erst nicht, ehe sie den Pfeil ergriff und ihn langsam und geschickt in der Hand drehte, bis die Pfeilspitze gegen seinen Willen auf seine eigenen Adern zeigte.
"Das Blut derer ist das, welches fließt."
Schlagartig verstummte das Rauschen in ihm.
242 Wörter